Zirkus von Nero

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Der Zirkus des Nero, auch als Vatikanischer Zirkus bekannt, ist eine der faszinierendsten und geschichtsträchtigsten antiken Strukturen Roms, obwohl heute nur noch wenige sichtbare Überreste vorhanden sind. Der Zirkus, der sich in der Gegend befindet, wo heute der Petersdom steht, wurde um das Jahr 40 n. Chr. vom Kaiser Caligula erbaut und später von Nero erweitert. Dieser Zirkus, obwohl weniger berühmt als der Circus Maximus, hat eine einzigartige historische und symbolische Bedeutung, die sowohl mit den Wagenrennen als auch mit tragischen und dramatischen Ereignissen der christlichen Geschichte verbunden ist. Ursprünglich war der Zirkus für Wagenrennen und andere öffentliche Veranstaltungen vorgesehen, eine Leidenschaft, die unter den Römern weit verbreitet war. Die Struktur war typisch für römische Zirkusse, mit einer langen zentralen Arena und einer “Spina”, die mit Obelisken und Statuen geschmückt war. Einer der Obelisken, der heute im Zentrum des Petersplatzes steht, wurde von Caligula aus Ägypten nach Rom gebracht und zunächst in der “Spina” des Zirkus aufgestellt. Dieser Obelisk ist eines der wenigen originalen Elemente, die wir heute noch bewundern können, ein stummer Zeuge vergangener Epochen. Der Zirkus des Nero ist auch traurigerweise bekannt dafür, dass er während der Herrschaft von Nero der Ort der Christenverfolgungen war, die auf den großen Brand Roms im Jahr 64 n. Chr. folgten. Laut historischen Quellen beschuldigte Nero die Christen für die Katastrophe und viele wurden im Zirkus hingerichtet. Die christliche Tradition besagt, dass unter diesen Märtyrern auch der Apostel Petrus war, einer der Jünger Jesu und der erste Papst. Es wird angenommen, dass Petrus genau an diesem Ort kopfüber gekreuzigt wurde, ein Ereignis, das dem Zirkus eine heilige Bedeutung für die katholische Kirche verleiht. Architektonisch war der Zirkus imposant. Seine Ausmaße waren beträchtlich, mit einer Arena von etwa 600 Metern Länge und 80 Metern Breite. Die Tribünen konnten Tausende von Zuschauern aufnehmen, die den Wagenrennen und anderen Veranstaltungen mit großer Begeisterung zusahen. Die zentrale “Spina” war nicht nur mit dem Obelisken, sondern auch mit Statuen und Brunnen geschmückt, was ein beeindruckendes visuelles Spektakel schuf. Im Laufe der Jahrhunderte geriet der Zirkus in Vergessenheit und seine Strukturen wurden allmählich abgebaut oder in neue Gebäude integriert. Im Mittelalter wurde das Gelände für landwirtschaftliche Zwecke genutzt und später für religiöse Gebäude. Erst in der Renaissance, mit dem Bau des Petersdoms, wurde die historische und symbolische Bedeutung des Ortes wiederentdeckt und geschätzt. Archäologische Ausgrabungen im 19. und 20. Jahrhundert haben bedeutende Überreste des Zirkus ans Licht gebracht, darunter Fragmente der Tribünen und der “Spina”. Diese Ausgrabungen haben dazu beigetragen, die Struktur und Funktion des Zirkus besser zu verstehen und wertvolle Informationen über das Leben und die Gewohnheiten der Römer zu liefern. Heute sind die Überreste des Zirkus teilweise in den Kellern des Petersdoms sichtbar, wo man einige der antiken Strukturen sehen und sich die Größe des ursprünglichen Komplexes vorstellen kann. Eine interessante Anekdote betrifft das Schicksal des Zirkusobelisken. Als beschlossen wurde, den neuen Petersdom zu errichten, wurde der Obelisk in die Mitte des davor liegenden Platzes verlegt. Die Operation, die von Papst Sixtus V. gewünscht und vom Architekten Domenico Fontana im Jahr 1586 durchgeführt wurde, war für damalige Verhältnisse eine außergewöhnliche ingenieurtechnische Leistung. Der Obelisk, der etwa 25 Meter hoch und über 300 Tonnen schwer ist, wurde mit Hilfe von Maschinen und Geschicklichkeit angehoben und transportiert, ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit ganz Roms auf sich zog.
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