Goldgasse
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Die Goldene Gasse (Zlatá ulička) in Prag ist eine der faszinierendsten und geschichtsträchtigsten Straßen der Stadt, die sich innerhalb des Komplexes der Prager Burg befindet. Die Straße wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und ist berühmt für ihre malerischen bunten Häuser und ihre märchenhafte Atmosphäre. Ursprünglich wurden diese Häuser für die Wachen der Burg von Rudolf II. gebaut und später von Goldschmieden bewohnt, weshalb sie den Namen “Goldene Gasse” erhielten.
Die Straße ist nach den Goldschmieden benannt, die im 17. Jahrhundert dort lebten, aber die Häuser mit ihren charakteristischen Pastellfarben wurden 1955 auf Initiative des Künstlers Jiří Trnka neu gestrichen. Heute beherbergen viele der kleinen Häuser Souvenirläden und Ausstellungen, die das frühere tägliche Leben rekonstruieren. Die Straße ist ein integraler Bestandteil der touristischen Route der Prager Burg und der Zugang erfordert ein Ticket, obwohl man nach Schließung der Innenräume der Burg kostenlos spazieren gehen kann.
Eine der Hauptattraktionen der Goldenen Gasse ist das Haus Nummer 22, in dem der Schriftsteller Franz Kafka zwischen 1916 und 1917 lebte und arbeitete. Sein kurzer Aufenthalt hier hat den Reiz der Straße erhöht und Besucher angezogen, die die Orte entdecken möchten, die den Autor von Werken wie “Der Prozess” und “Das Schloss” inspiriert haben. Kafkas Haus ist heute ein kleines Museum, das einige seiner Schriften ausstellt und einen Einblick in seine Arbeitsumgebung bietet.
Ein weiteres Haus von besonderem Interesse ist das Haus Nummer 12, in dem der Filmemacher Josef Kazda während der nationalsozialistischen Besatzung lebte. Kazda versteckte hier zahlreiche tschechoslowakische Filme, um sie vor der Zerstörung zu schützen, ein Akt des kulturellen Widerstands, der der Straße eine weitere historische Bedeutung verleiht. Heute beherbergt dieses Haus eine Ausstellung über die Anfänge des Films in Prag, inklusive eines Kinosaals.
Die Goldene Gasse ist auch mit zahlreichen Legenden und faszinierenden Geschichten verbunden. Eine davon betrifft den Daliborka-Turm am Ende der Straße, der seit dem 15. Jahrhundert als Gefängnis genutzt wurde. Es wird erzählt, dass der Ritter Dalibor von Kozojed, der erste Gefangene des Turms, während seiner Haft das Geigenspiel erlernte und die Aufmerksamkeit und Sympathie des Volkes auf sich zog. Diese Geschichte inspirierte das Werk “Dalibor” von Bedřich Smetana.
Neben ihrer historischen und literarischen Bedeutung bietet die Goldene Gasse auch einen Einblick in das Handwerk vergangener Zeiten. Die Häuser wurden restauriert, um eine Vielzahl traditioneller Handwerke zu zeigen, von den Werkstätten der Goldschmiede bis zu den Läden der Alchemisten. Die Alchemisten, obwohl sie tatsächlich nicht in dieser Straße lebten, sind ein integraler Bestandteil des Prager Volksglaubens, dank der Legende, die sie bei der Suche nach dem Stein der Weisen unter dem Patronat von Rudolf II. zeigt. Die Goldene Gasse ist Teil eines größeren Kontextes innerhalb der Prager Burg, einem der größten und ältesten Komplexe der Welt, der auch den Veitsdom, den Königspalast und das Georgskloster umfasst. Dies macht einen Besuch in der Goldenen Gasse zu einem umfassenden Erlebnis, bei dem man die historische und architektonische Vielfalt von Prag an einem Ort erkunden kann.
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