Kirche des Heiligen Nikolaus

Europa,
Tschechische Republik,
Prag,
Malá Strana
Die Kirche St. Nikolaus in Malá Strana, Prag, ist eines der größten Meisterwerke des europäischen Barock und spiegelt den Glanz und die Komplexität der Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts wider. Erbaut von den Jesuiten zwischen 1704 und 1755 auf dem Gelände einer früheren gotischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert, ist die Kirche St. Nikolaus berühmt für ihre gewellte Fassade, ihre imposanten Kuppeln und die komplexe Innendekoration, die sie zu einem Juwel der barocken Kunst macht. Das Projekt der Kirche stammt von drei Generationen der Familie Dientzenhofer, einer der renommiertesten Barockarchitekten-Dynastien der Zeit. Der Bau begann mit Christoph Dientzenhofer und wurde vom Sohn Kilian Ignaz Dientzenhofer abgeschlossen. Die Hauptfassade mit ihren konkaven und konvexen Formen, den drei großen Giebeln und der Statue des heiligen Nikolaus ist ein hervorragendes Beispiel für den römischen Barockeinfluss in Prag. Die halbkreisförmigen Treppen führen zu drei großen Eingängen und betonen die dramatische Wirkung des Gebäudes. Das Innere der Kirche ist ebenso prächtig, mit über 3000 Quadratmetern Fresken, die die Wände und die Decke schmücken. Besonders hervorzuheben ist die Apotheose des heiligen Nikolaus, gemalt vom Wiener Maler Johann Lucas Kracker im Jahr 1761, die den Heiligen in Herrlichkeit zwischen den Kirchenvätern und Anbetern zeigt. Ein weiteres Meisterwerk ist das Gemälde von František Xaver Palko in der Kuppel, das einen offenen Himmel darstellt, in dem Christus und der himmlische Vater von einem Chor von Heiligen verherrlicht werden. Die Säulen, Pfeiler und Rahmen aus Kunstmarmor, geschaffen vom Stuckateurmeister Johann Hennevogel von Ebenberg, fügen dem Inneren eine weitere Ebene von Reichtum und visueller Komplexität hinzu. Ein faszinierender Aspekt der Kirche St. Nikolaus ist ihre barocke Orgel mit über 4000 Pfeifen, die auch von Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1787 gespielt wurde. Die außergewöhnliche Akustik der Kirche macht sie heute zu einem idealen Veranstaltungsort für klassische Musikkonzerte, was jedes Jahr zahlreiche Besucher anzieht. Die Geschichte der Kirche ist eng mit den politischen und religiösen Veränderungen der Region verbunden. Während der Gegenreformation war die Kirche Teil der Bewegung zur Wiederherstellung des Katholizismus im protestantischen Böhmen. Nach der Abschaffung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurde die Kirche zur Hauptpfarrei von Malá Strana. Während der kommunistischen Ära wurde der Kirchturm als Beobachtungspunkt vom Staatssicherheitsdienst genutzt, um die nahegelegenen ausländischen Botschaften zu überwachen.
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