Körperwelten
Europa,
Niederlande,
Amsterdam,
Centrum
Body Worlds ist eine der innovativsten und umstrittensten Wanderausstellungen unserer Zeit, konzipiert vom deutschen Anatom Dr. Gunther von Hagens. Erstmals 1995 in Japan präsentiert, hat die Ausstellung über 55 Millionen Besucher in mehr als 160 Städten weltweit angezogen und ist damit eine der beliebtesten Ausstellungen der modernen Geschichte. Die Besonderheit von Body Worlds liegt in der Verwendung echter menschlicher Körper, die durch eine Technik namens Plastination konserviert werden.
Die Plastination, die von von Hagens 1977 erfunden wurde, als er als Anatom an der Universität Heidelberg arbeitete, ist ein Prozess, bei dem Körperflüssigkeiten und lösliche Fette durch reaktive Polymere wie Silikon, Epoxidharze und Polyester ersetzt werden. Diese Methode konserviert nicht nur das Gewebe, sondern ermöglicht es auch, die Körper in dynamische Posen zu bringen und sie so zu sezieren, dass anatomische Details sichtbar werden, die sonst unsichtbar wären. Die Technik ermöglicht eine langfristige Konservierung und verwandelt die Leichen in lehrreiche Kunstwerke.
Die Ausstellung Body Worlds hat das Ziel, die Öffentlichkeit über die Komplexität und Schönheit des menschlichen Körpers aufzuklären. Durch die Darstellung gesunder und kranker Organe betont die Ausstellung die Bedeutung eines gesunden Lebensstils. Zum Beispiel wird oft der Unterschied zwischen einer gesunden Lunge und der eines Rauchers gezeigt, um die verheerenden Auswirkungen des Rauchens zu veranschaulichen. Darüber hinaus erforscht Body Worlds Themen wie Kardiologie, Langlebigkeit, Altern und sogar den Einfluss von Glück auf die Gesundheit, wie in der Ausstellung „The Happiness Project“ hervorgehoben.
Die Bildungsmission von Body Worlds wird durch die Reaktion des Publikums unterstrichen. Umfragen unter den Besuchern haben ergeben, dass ein signifikanter Prozentsatz von ihnen nach dem Besuch der Ausstellung ein größeres Bewusstsein für ihren eigenen Körper und ihre Lebensgewohnheiten entwickelt hat. Eine Umfrage in Wien zeigte, dass sechs Monate nach dem Besuch 33 % der Teilnehmer eine gesündere Ernährung befolgten und 25 % sich mehr körperlich betätigten.
Body Worlds ist nicht frei von Kontroversen. Die Ausstellung menschlicher Leichen hat in verschiedenen Ländern ethische und rechtliche Fragen aufgeworfen. In Frankreich wurde beispielsweise eine ähnliche Ausstellung 2009 geschlossen, weil sie als Verletzung des Respekts gegenüber den Verstorbenen angesehen wurde. In den Vereinigten Staaten verlangen einige staatliche Gesetze den Nachweis der Zustimmung der Spender zur Ausstellung der Körper. Trotz dieser Kontroversen hat Body Worlds stets betont, dass alle verwendeten Körper von Spendern stammen, die der Plastination und der lehrreichen Nutzung ihrer Überreste zugestimmt haben.
Neben der Hauptausstellung hat Body Worlds mehrere thematische Ausstellungen geschaffen. „Animal Inside Out“ ist eine davon, die die Plastination nutzt, um die Anatomie von Tieren zu zeigen. Diese Ausstellung bietet einen faszinierenden Blick unter die Haut einiger der außergewöhnlichsten Kreaturen der Tierwelt, darunter Elefanten, Giraffen und Oktopusse, und dient dazu, die Öffentlichkeit über die Biodiversität und die biologische Komplexität des Tierreichs aufzuklären.
Mehr lesen