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Der Palombaro Lungo in Matera ist ein imposanter unterirdischer Wassertank im Herzen der Stadt, unter dem Piazza Vittorio Veneto. Dieses außergewöhnliche Beispiel für Wasserbau aus dem 19. Jahrhundert wurde gebaut, um Regenwasser zu sammeln und zu speichern und so die Wasserversorgung der Bevölkerung von Matera in einer Zeit zu gewährleisten, in der der Zugang zu Wasser eine entscheidende Herausforderung darstellte. Der Bau des Palombaro Lungo begann 1832 auf Initiative des Architekten Luigi Iezzi, der ein System von miteinander verbundenen Zisternen entwarf, um die geologischen Eigenschaften des Gebiets optimal zu nutzen. Der Palombaro Lungo ist die größte dieser Zisternen mit einem Fassungsvermögen von etwa fünf Millionen Litern Wasser. Die Wände sind mit Cocciopesto verkleidet, einem wasserdichten Material, das seit der Römerzeit verwendet wird und die Wassererhaltung ohne Verluste gewährleistet. Der Zugang zum Palombaro Lungo erfolgt über eine Treppe, die die Besucher in die Tiefen der Erde führt und eine weitläufige unterirdische Umgebung von über 15 Metern Höhe offenbart. Die hohen und mächtigen Wände der Zisterne sind von Bögen und Säulen unterbrochen, die der Umgebung ein majestätisches und feierliches Aussehen verleihen. Beim Spaziergang entlang der Gänge und hängenden Brücken kann man das raffinierte Kanalsystem beobachten, das das Regenwasser zur Zisterne leitete. Die Geschichte des Palombaro Lungo ist eng mit der von Matera verbunden und ihrer Fähigkeit, sich in einer schwierigen natürlichen Umgebung anzupassen und zu gedeihen. Die Stadt liegt auf einem Kalksteinplateau mit heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern, Bedingungen, die die Wasserversorgung zu einer lebenswichtigen Angelegenheit machten. Der Palombaro Lungo ist die clevere Antwort der Materaner auf diese Herausforderung, ein Beispiel dafür, wie Architektur und Ingenieurwesen genutzt werden können, um die Lebensqualität zu verbessern. Im Laufe des 20. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen modernerer Wassersysteme, geriet der Palombaro Lungo in Vergessenheit und wurde allmählich vernachlässigt. In den 1990er Jahren wurde jedoch ein Restaurierungs- und Aufwertungsprojekt der Stadt Matera ins Leben gerufen, das dieses außergewöhnliche Erbe wieder ans Licht brachte und der Öffentlichkeit zugänglich machte. Heute ist der Palombaro Lungo eine der Hauptattraktionen von Matera und wird jedes Jahr von Tausenden von Menschen besucht, die von seiner Geschichte und seiner Imposanz fasziniert sind. Die Bedeutung des Palombaro Lungo ist nicht nur technisch und funktional, sondern auch kulturell und symbolisch. Die Zisterne steht für die Fähigkeit einer Gemeinschaft, Umweltschwierigkeiten durch Einfallsreichtum und Zusammenarbeit zu bewältigen und zu überwinden. Darüber hinaus bietet der Besuch des Palombaro Lungo eine einzigartige Gelegenheit, über den Wert von Wasser als kostbare und begrenzte Ressource nachzudenken, ein Thema von großer Aktualität in einer Zeit des Klimawandels und globaler Wasserprobleme. Architektonisch gesehen ist der Palombaro Lungo ein Meisterwerk des Wasserbaus. Seine Struktur ist nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend, mit seinen imposanten Bögen und glatten Oberflächen. Das Licht, das durch die Öffnungen fällt, erzeugt Schattenspiele und Reflexionen, die der unterirdischen Umgebung einen Hauch von Mystik und Schönheit verleihen. Geführte Touren durch den Palombaro Lungo ermöglichen es, diese eindrucksvollen Räume zu erkunden, begleitet von Geschichten und Anekdoten, die die Geheimnisse seiner Konstruktion und seines Betriebs enthüllen. Eine interessante Anekdote betrifft die Entdeckung eines geheimen Durchgangs während der Restaurierungsarbeiten. Dieser seit Jahrzehnten verborgene Durchgang verband den Palombaro Lungo mit einem Netz von unterirdischen Gängen, die sich unter der gesamten Stadt Matera erstrecken. Diese Entdeckung hat das Verständnis für die Komplexität und Ausdehnung des materanischen Wassersystems weiter bereichert und eine teilweise unerforschte unterirdische Welt offenbart. Der Palombaro Lungo ist auch ein Ort historischer Erinnerung. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Zisterne als Luftschutzbunker genutzt und bot der Bevölkerung von Matera Schutz während der Bombenangriffe. Diese improvisierte, aber lebenswichtige Nutzung verleiht der Geschichte des Palombaro Lungo eine zusätzliche Bedeutungsschicht und verwandelt ihn von einer einfachen Wasserinfrastruktur in ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und den Mut der Materaner.
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