Lustgarten
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Der Lustgarten in Berlin ist ein Ort reich an Geschichte und Bedeutung, der im Herzen der Museumsinsel liegt. Seine Entwicklung spiegelt die politischen, sozialen und kulturellen Veränderungen wider, die die Stadt Berlin im Laufe der Jahrhunderte durchlaufen hat.
Der Lustgarten entstand im Jahr 1573, als der Kurfürst Johann Georg von Brandenburg die Entwässerung eines Sumpfes in der Nähe seines Schlosses anordnete, um einen Obst- und Kräutergarten zu schaffen. Dieser Raum, der ursprünglich der Landwirtschaft gewidmet war, stellt eines der ersten Beispiele für städtische Umwandlungen zu landwirtschaftlichen Zwecken in der deutschen Hauptstadt dar. Eine der interessantesten Kuriositäten besagt, dass hier die ersten Kartoffeln Berlins gepflanzt wurden.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde der Garten unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm in einen prächtigen Lustgarten umgewandelt, was den barocken Trend dieser Zeit widerspiegelte, aufwendige und ornamentale Grünflächen zu schaffen. Unter der Herrschaft von Friedrich Wilhelm I, bekannt für seine praktischen Ambitionen statt ästhetischer, wurde der Lustgarten jedoch seines Grüns beraubt und in einen Platz für Militärparaden umgewandelt. Diese Metamorphose markiert den Übergang von einem Lustort zu einem Instrument der Macht und militärischen Disziplin.
Mit dem Beginn der Herrschaft von Friedrich Wilhelm II am Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr der Lustgarten eine weitere Veränderung: Das Grün wurde wieder eingeführt und der Park erneut verschönert. Dieses Restyling wurde durch den Architekten Karl Friedrich Schinkel weiter verstärkt, der den Garten umgestaltete, um ihn mit den neuen klassischen Gebäuden zu harmonisieren, die mit dem Bau des Alten Museums im Jahr 1830 entstanden waren. Schinkel arbeitete mit dem Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné zusammen, um einen Bereich zu schaffen, der nicht nur als Hintergrund für die architektonischen Denkmäler diente, sondern auch als echter Treffpunkt und Erholungsort für die Bürger.
Ein zentrales Element des Lustgartens ist die Große Granitschale, die 1828 von Christian Gottlieb Cantian geschaffen wurde. Dieses monumentale Werk, das etwa 75 Tonnen wiegt, wurde auf einem Lastkahn die Spree entlang transportiert und vor dem Alten Museum aufgestellt. Bei der Einweihung im Jahr 1834 wurde ein spezielles Frühstück in der Schale veranstaltet, um ihre Imposanz und Anziehungskraft zu demonstrieren. In der Berliner Umgangssprache wird die Schale liebevoll als “Berliner Suppenschüssel” bezeichnet.
Während der NS-Zeit wurde der Lustgarten erneut umgestaltet: 1934 wurde er gepflastert und für Massenparaden und propagandistische Veranstaltungen des Regimes genutzt. Diese dramatische Veränderung spiegelte die Nutzung der Stadt als Bühne für die totalitäre Macht wider, die vorübergehend die öffentliche und demokratische Nutzung des Raums auslöschte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Berlins befand sich der Lustgarten im östlichen Teil der Stadt, unter der Kontrolle der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Er wurde in Marx-Engels-Platz umbenannt und für öffentliche Veranstaltungen und staatliche Feierlichkeiten genutzt. Erst in den 90er Jahren, mit der Wiedervereinigung Deutschlands, wurde der Lustgarten restauriert und so weit wie möglich in sein Aussehen des 19. Jahrhunderts zurückversetzt, um seine ursprüngliche Bestimmung als Grünfläche und Treffpunkt wiederzuentdecken.
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