Palazzo Fortuny
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Palazzo Fortuny, im Sestiere San Marco in Venedig gelegen, ist eine der faszinierendsten historischen Residenzen der Stadt, nicht nur wegen seiner gotischen Architektur, sondern vor allem wegen seiner Verbindung mit dem vielseitigen spanischen Künstler Mariano Fortuny y Madrazo. Das im 15. Jahrhundert von der Familie Pesaro erbaute Palazzo wurde 1898 von Fortuny erworben, der es in ein kreatives Laboratorium verwandelte, in dem er seine innovative Kunst ausprobierte und entwickelte.
Mariano Fortuny, geboren 1871 in Granada, zog nach dem Tod seines Vaters, des Malers Marià Fortuny, mit seiner Mutter nach Venedig. Als vielseitiger Künstler widmete sich Mariano Fortuny der Malerei, Fotografie, textilen und theatralen Gestaltung. Seine Vielseitigkeit und seine Fähigkeit, verschiedene künstlerische Disziplinen zu vereinen, machten ihn zu einer prominenten Figur im europäischen Kulturschaffen.
Der Palazzo Fortuny spiegelt perfekt den Charakter und die Ambitionen seines Besitzers wider. Die gotische Struktur des Gebäudes wurde von Fortuny mit einer umfangreichen Sammlung von Stoffen, Kleidung, Lampen, Gemälden und Fotografien bereichert. Die fast unveränderten Innenräume bieten eine Reise durch die Kunst und Kreativität von Fortuny und zeigen seine Liebe zur Experimentierfreude und Innovation. Insbesondere ist Fortuny für sein “Delphos”-Kleid bekannt, das von griechischen Tuniken inspiriert war und dank seiner Leichtigkeit und Einfachheit, die durch eine spezielle Seidenplissierungstechnik erreicht wurde, die Mode des 20. Jahrhunderts revolutionierte.
Neben der Mode zeichnete sich Fortuny auch im Bereich der Bühnenbeleuchtung aus. Er entwickelte ein System für indirekte Beleuchtung, das diffuse Lichteffekte erzeugte und in den führenden europäischen Theatern eingesetzt wurde. Sein Talent im Bühnendesign wird durch zahlreiche Bühnenbilder belegt, die er für Theater wie die Mailänder Scala und die Pariser Oper schuf.
Nach dem Tod von Mariano Fortuny im Jahr 1949 wurde der Palazzo von seiner Witwe Henriette der Stadt Venedig geschenkt, unter der Bedingung, dass er als Museum und Kulturzentrum erhalten bleibt. Heute beherbergt der Palazzo Fortuny die Galleria Fortuny, die die Werke des Künstlers ausstellt und temporäre Ausstellungen zeitgenössischer Kunst organisiert, um einen kontinuierlichen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen.
Die Architektur des Palazzo Fortuny mit seinen geräumigen Zimmern und hohen Decken bietet einen idealen Raum für die Präsentation von Kunstwerken. Die Räume bewahren die Atmosphäre eines künstlerischen Ateliers, mit originalen Möbeln und Arbeitsgeräten von Fortuny, die es den Besuchern ermöglichen, in die kreative Welt des Künstlers einzutauchen. Unter den eindrucksvollsten Räumen befindet sich die persönliche Bibliothek von Fortuny, die eine umfangreiche Sammlung von Kunst-, Geschichts- und Wissenschaftsbüchern enthält und seine intellektuelle Neugier und ständige Suche nach Wissen widerspiegelt.
Eine interessante Anekdote betrifft die Erfindung des “Fortuny-Stoffes”, eines Materials, das Seide und Baumwolle kombinierte, mit aufwendigen Mustern bedruckt wurde und für die Herstellung von Kleidung und Möbeln verwendet wurde. Die Herstellungstechnik dieses Stoffes blieb ein gut gehütetes Geheimnis, was zu seinem Charme und seiner Exklusivität beitrug. Die Fortuny-Stoffe wurden sehr begehrt und von bedeutenden Designern und Innenarchitekten verwendet.
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