Reichstag
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Der Reichstag in Berlin ist eines der emblematischsten Gebäude Deutschlands, dessen Geschichte untrennbar mit den politischen und sozialen Ereignissen des Landes verbunden ist. Erbaut zwischen 1884 und 1894 nach einem Entwurf von Paul Wallot, war der Reichstag für das Parlament des neu gegründeten Deutschen Reiches bestimmt. Die Architektur des Gebäudes ist ein Beispiel für neorinascimentale Stil, mit klassischen Einflüssen, die von der Hall of Memories in Philadelphia inspiriert sind. Die Fassade ist mit Skulpturen und Mosaiken des Künstlers Otto Lessing verziert, während die Inschrift “Dem Deutschen Volke” (“Dem deutschen Volk”) erst 1916 während des Ersten Weltkriegs hinzugefügt wurde.
Anfangs wurde das Gebäude vom Kaiser Wilhelm II. nicht besonders geschätzt, der es als “Höhepunkt des schlechten Geschmacks” betrachtete. Trotzdem wurde der Reichstag bis 1933 zum Herzstück der deutschen Politik, als ein verheerender Brand ausbrach. Dieses Ereignis wurde von den Nationalsozialisten als Vorwand genutzt, um ihre Macht zu festigen, indem sie die Kommunisten für den Brand verantwortlich machten und eine harte politische Unterdrückung einleiteten. Während der NS-Herrschaft wurde der Reichstag vernachlässigt und erlitt während des Zweiten Weltkriegs weitere Schäden, als er zu einem der Hauptziele der Roten Armee während der Schlacht um Berlin wurde.
Nach dem Krieg lag der Reichstag in Trümmern und das deutsche Parlament wurde nach Bonn in Westdeutschland verlegt. Erst 1961 begann eine teilweise Restaurierung, bei der viele der originalen Dekorationen entfernt wurden. Während des Kalten Krieges beherbergte das Gebäude eine ständige Ausstellung zur deutschen Geschichte, wurde aber nur sporadisch für Zeremonien genutzt.
Der eigentliche Wandel kam mit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Am 3. Oktober 1990 war der Reichstag der Ort der offiziellen Zeremonie zur deutschen Wiedervereinigung. Im Jahr 1995, kurz vor Beginn der Restaurierungsarbeiten unter der Leitung des Architekten Norman Foster, verhüllten die Künstler Christo und Jeanne-Claude das Gebäude in ein riesiges temporäres Kunstwerk aus Stoff, das Millionen von Besuchern anzog.
Die Restaurierung des Reichstags, die 1999 abgeschlossen wurde, kombinierte historische Elemente mit modernem Design. Die neue Glaskuppel, entworfen von Foster, wurde zu einem Symbol für Transparenz und Demokratie. Die Kuppel, mit ihrem zentralen Kegel aus Spiegeln, der das natürliche Licht in den Parlamentssaal reflektiert, verbessert nicht nur die Energieeffizienz des Gebäudes, sondern ermöglicht es den Besuchern, die darunter liegenden parlamentarischen Arbeiten direkt zu beobachten. Dieses Design symbolisiert den Willen der Deutschen, nach einem Jahrhundert politischer Turbulenzen eine wachsame Kontrolle über ihre demokratischen Institutionen zu behalten.
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