Stein von Barisano
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Italien,
citta, Matera,
Sasso Caveoso
Der Sasso Barisano in Matera ist einer der beiden Hauptviertel der Stadt, zusammen mit dem Sasso Caveoso. Dieses Viertel ist ein außergewöhnliches Beispiel für troglodytische Architektur, mit seinen in den Kalkstein gegrabenen Häusern und seinen verwinkelten Gassen, die Jahrhunderte Geschichte und Alltagsleben erzählen.
Die Ursprünge des Sasso Barisano reichen bis in die prähistorische Zeit zurück, aber im Mittelalter erhielt das Viertel die Form, die wir heute kennen. Die Häuser, Kirchen und Paläste wurden direkt in den Felsen gegraben und schufen eine einzigartige städtische Landschaft. Die Geländeformation und die Fähigkeit der Bewohner, die natürlichen Eigenschaften der Gegend zu nutzen, ermöglichten den Bau eines echten unterirdischen Dorfes, das sich über mehrere Ebenen erstreckt und ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten bietet.
Beim Spaziergang durch den Sasso Barisano hat man das Gefühl, eine Zeitreise zu unternehmen. Enge Gassen, in den Stein gehauene Treppen und kleine Plätze wechseln sich mit Höhlen ab, die als Wohnungen, Ställe und Lager genutzt wurden. Viele der Gebäude im Viertel bewahren noch immer die ursprünglichen architektonischen Elemente wie Steintore, Bogenfenster und gemeißelte Kamine. Die Höhlenhäuser, oft auf mehreren Ebenen angelegt, bieten ein außergewöhnliches Beispiel für die Anpassung der Architektur an die Bedürfnisse des täglichen Lebens.
Eines der faszinierendsten Elemente des Sasso Barisano sind die zahlreichen Felsenkirchen, ein Zeugnis für die tiefe Religiosität, die das Leben der Bewohner von Matera im Laufe der Jahrhunderte geprägt hat. Zu den herausragenden gehören die Kirche San Pietro Barisano, die Kirche Sant’Agostino und die Kirche Santa Lucia alle Malve. Diese in den Felsen gehauenen und mit mittelalterlichen Fresken verzierten Kirchen stellen ein unschätzbares künstlerisches und kulturelles Erbe dar.
Insbesondere die Kirche San Pietro Barisano ist die größte Felsenkirche in Matera. Ursprünglich im 12. Jahrhundert erbaut, wurde die Kirche im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und verändert. Das Innere der Kirche mit seinen drei Schiffen und zahlreichen Seitenkapellen ist mit Fresken geschmückt, die Szenen aus dem Leben Christi und der Heiligen darstellen. Die darunter liegende Krypta, die als Beinhaus genutzt wurde, fügt diesem außergewöhnlichen Gotteshaus ein weiteres Element von Geheimnis und Faszination hinzu.
Der Sasso Barisano ist nicht nur ein Freilichtmuseum, sondern auch ein lebendiges und vitales Viertel. In den letzten Jahrzehnten wurden viele der alten Höhlenhäuser dank zahlreicher Restaurierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen in moderne Wohnungen, Boutique-Hotels, Restaurants und Handwerksläden umgewandelt. Dieser Wiederbelebungsprozess hat es ermöglicht, das historische und kulturelle Erbe des Viertels zu bewahren und es mit den Bedürfnissen des modernen Lebens zu integrieren.
Eine der interessantesten Aspekte des Sasso Barisano ist die Fähigkeit, Tradition und Innovation zu verbinden. Die alten Bautechniken, die auf der Verwendung von lokalem Stein und der geschickten Nutzung der Wasserressourcen basieren, wurden modern interpretiert, um komfortable und nachhaltige Wohnräume zu schaffen. Viele der restaurierten Gebäude verfügen über natürliche Heizungs- und Kühlungssysteme, die die thermischen Eigenschaften des Gesteins nutzen, um ein optimales Raumklima in jeder Jahreszeit zu gewährleisten.
Ein Besuch im Sasso Barisano bietet auch die Möglichkeit, die Handwerks- und kulinarischen Traditionen von Matera zu entdecken. Die Handwerksläden im Viertel produzieren Keramik, Stoffe und Steingegenstände nach alten Techniken, während die Restaurants typische Gerichte der lucanischen Küche anbieten, zubereitet mit lokalen und saisonalen Zutaten. Zu den Gerichten, die man nicht verpassen sollte, gehören die “crapiata”, eine Suppe aus Hülsenfrüchten und Getreide, und das berühmte Brot von Matera, ein natürlich fermentiertes Brot, das im Holzofen gebacken wird.
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