Oratorium des Gonfalone
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Das Oratorium des Gonfalone, das sich in der Via del Gonfalone in Rom befindet, ist ein wahres künstlerisches und architektonisches Juwel aus dem 16. Jahrhundert, berühmt für seinen außergewöhnlichen manieristischen Freskenzyklus, der die Innenwände schmückt. Erbaut zwischen 1544 und 1547 auf Anordnung der Archikonfraternität des Gonfalone, steht das Oratorium auf den Ruinen der Kirche Santa Lucia Vecchia, einer historischen Struktur, die als Pilgerherberge diente und der Bruderschaft von Papst Martin V. zugewiesen wurde.
Die Archikonfraternität des Gonfalone, im 13. Jahrhundert gegründet und offiziell von Papst Clemens IV. im Jahr 1267 anerkannt, war bekannt für ihre Mitglieder, die weiße Gewänder mit blauen Kapuzen trugen und das Gonfalone, eine Standarte, die zum Symbol des Ordens wurde, trugen. Diese Bruderschaft widmete sich der Wohltätigkeit, religiösen Prozessionen und der Befreiung christlicher Gefangener, die in muslimischen und slawischen Ländern gefangen genommen wurden, eine Aktivität, die bis zum 18. Jahrhundert dauerte.
Die äußere Architektur des Oratoriums ist ziemlich schlicht, mit einer einfachen Fassade, die von Domenico Castelli entworfen wurde. Das Innere des Oratoriums ist jedoch reich verziert mit einem Freskenzyklus, der die Passion Christi darstellt, der zwischen 1569 und 1576 von einer Gruppe manieristischer Künstler unter der Leitung von Jacopo Bertoja geschaffen wurde. Zu den Künstlern, die an der Schaffung dieser Fresken beteiligt waren, gehören Livio Agresti, Federico Zuccari, Cesare Nebbia, Marco Pino und Raffaellino da Reggio. Diese Fresken gelten als eines der vollständigsten und repräsentativsten Beispiele für die manieristische Malerei, die von den Idealen der Gegenreformation inspiriert ist.
Jede Szene der Passion Christi wird von spiralförmigen Säulen eingerahmt, die von den Glasäulen des Petersdoms inspiriert sind, die angeblich aus dem Tempel Salomos stammen. Die Fresken stellen nicht nur biblische Ereignisse dar, sondern spiegeln auch das Drama und die Theatralik der heiligen Darstellungen der Zeit wider, mit dynamischen und intensiv ausdrucksstarken Figuren. Zu den berühmtesten Szenen gehören Bertojas Einzug Christi in Jerusalem, Agrestis Letztes Abendmahl, Zuccaris Geißelung Christi und Raffaellino da Reggios Christus vor Pilatus.
Neben den Fresken verfügt das Oratorium des Gonfalone über eine geschnitzte Holzdecke von Ambrogio Bonazzini, ein Werk großer handwerklicher Meisterschaft. Die Decke, zusammen mit den Fresken, schafft eine Umgebung von außergewöhnlicher Schönheit und Spiritualität, die das Oratorium zu einem einzigartigen Ort in der römischen Kunstlandschaft macht.
Nach der Auflösung der Archikonfraternität im Jahr 1890 wurde das Oratorium des Gonfalone im Jahr 1960 dem Coro Polifonico Romano anvertraut und wurde zu einem renommierten Veranstaltungsort für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen. Seine ausgezeichnete Akustik und die intime Atmosphäre machen es zu einem perfekten Ort für musikalische Aufführungen, die den Besuchern ein zusätzliches Maß an ästhetischer und kultureller Erfahrung bieten.
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